Foto: Stefan B.
Text: Stefan B.
Am 22.10.2025 habe ich den OMBU-MTB-Bronze abgeschlossen. Was war dabei? Klar: Seen, Moore, Endmoränen wie kleine Gebirge, Wälder, Felder.
Außerdem: Verirrt, im Matsch stecken geblieben und hineingefallen, Reifenflicken.
Und: Goldener Oktober, Raureif am Morgen und ein gefrorenes Außenzelt, Apfel essen am Straßenrand, am letzten Tag und in der vorletzten Nacht Regen. Sterne, wie ich sie als Städter lange nicht gesehen habe.
Zum Baden an unzähligen Seen leider keine Zeit, Pilzesammel hätte sich nicht gelohnt. Auf den teilweise sehr holprigen Wegen wären sie bis zum Abend zermatscht worden, so wie die Tomaten, die ich als Vitaminnahrung in einer Dose von zuhause mitgenommen hatte: Gurkentomatensalat – geschüttelt, nicht gerührt.
Warum einem vorgegebenen Track folgen? Als erfahrender Reiseradler, würde ich viele Tourentscheidungen anders treffen. Oft die bessere Straße dem schöneren Weg vorziehen, denn man will ja irgendwann ankommen. Anders hier. Der Weg ist das Ziel. Auch hier will man ankommen, aber man lässt die schönen Wege nicht aus. Und sie sind wirklich schön und teilweise sehr beschwerlich. Auf der traumhaften Strecke entlang einer Kette von Mooren mit urigen Robinienwäldern nördlich von Leuenberg gab es so viele umgstürzte Bäume, die nur geübte MTBiker überspringen können (ich also nicht), dass ich vergessen habe zu fotografieren. Aber genau diese Mischung aus Naturerfahrung und Herausforderung habe ich gesucht. Andererseits, dem Navi zu folgen ist zwar bei diesem Format unvermeidlich, für mich aber ungewohnt und mit Schwierigkeiten verbunden. Mir fehlt der Überblick, den mir die Papierkarte verschaffen kann. Letztlich ist die Wahl der Wege für den OMBU an nahezu allen Stellen ein Hochgenuss für Augen und Ohren – Vogelgezwischer, der Ruf des Eichelhähers, dass Bellen der Kraniche. Am ersten Morgen hat mich ein Schwarm ziehender Gänse geweckt. Nicht zu vergessen auch die geräuschlosen Rehe, die mehrfach meinen Weg wechselten, anders als das Wild, welches sich in der Nacht durch Knacken und Grunzen bemerkbar machte und unsichtbar blieb.
Warum im Herbst? Die Vorteile liegen auf der Hand. Keine Mücken, weniger Wasserverbrauch, in der zweiten Oktoberhälfte oft stabiles Wetter. Ich bin weitgehend autark unterwegs. Das hängt mit meiner Vorstellung von Urlaub in der Natur zusammen. Das bedeutet im Herbst für mich auch: Zelt, warmer Schlafsack, Kocher, Regensachen, eine trockene Ersatzgarnitur, falls man durchnässt oder in den Bach fällt, ein kleiner Wasservorrat für die Nudeln am Abend, zwei Powerbanks für Navi, Handy und Licht. Ich bin ziemlich spontan losgefahren, hatte keine Zeit mich mit dem Kurs vorher auseinanderzusetzen. Ich habe die Runde am Mittag im Pillgram wie ein Urlauber begonnen. Im Herbst, dachte ich, wird es zeitig dunkel, ich werde auf jeden Fall morgens gut ausgeschlafen aus dem Zelt kriechen. So jedenfalls meine bisherige Erfahrung. Allerdings, OMBU-Bronze ist eben auch eine sportliche Herrausforderung. Am dritten Tag musste ich mich entscheiden, ob ich die Runde schaffen will, oder weiter Urlaub mache. Beides wäre für mich in Ordnung. Ein bisschen Urlaub habe ich mir trotzdem erlaubt. Anhalten und fotografieren, in Corin einen Imbiss einnehmen, Gespräche mit anderen Rad- und Fusswanderern über die herrliche Landschaft habe ich mir immer gegönnt. Diese fantastische Laubfärbung. Das leuchtende Gelb des Ahorns, sogar bei Regenwetter. Deshalb Herbst.
Warum Bronze? Die Winteredition zeichnet sich von allen durch kure Tage aus. Was ich unterschätzt habe, ist, trotz meiner guten Gesamtzeit, wie langsam man mit dem MTB auf unbefestigten Wegen und den preussischen Kopfsteinpflasterstraßen unterweges ist. Letztlich bin ich weite Teile der Strecke im Dunkeln gefahren, obwohl ich mir ja mit Bronze fünf Tage Zeit gegeben habe. Weniger Urlaub und eine von Anfang an sportlichere Herangehensweise hätten mir sicher ein paar Tagstunden mehr verschafft, an denen man dann auch etwas schneller unterwegs ist als im Dunkeln. Den Winter-OMBU in vier oder weniger Tagen, zumal mit Gepäck, zu fahren, hätte letztlich noch mehr Nachtfahrten und weniger Genuss bedeutet. Und: Bronze ist eine echte sportliche Herausforderung auch für trainierte Menschen.
Die Challange: Die ersten beiden Tage bin ich entspannt angegangen und habe deshalb Tageskilometer verloren. Am dritten Tag wollte ich etwas aufholen, bin früher aufgestanden habe das gefrorende Zelt nass eingepackt und bin bis in die Dunkelheit gefahren. Wasserknappheit und die Unsicherheit, ob ich noch etwas einkaufen kann, hatten mich dazu verleitet nach einem Campingplatz zu googlen. Ich vereinbarte mit dem Betreiber des von der Streckenführung zwölf Kilometer entfernten Zeltplatzes in Waldsieversdort, dass ich spät am Abend anreise. Im Dunkeln musste ich dem Track noch über sehr sandige Feldwege folgen und dann abbiegen. In Waldsieverdorf habe ich mich dann dafür entschieden durchzuziehen. Denn der Ort liegt ebenfalls auf der Strecke. Nur etwa zweihundert Kilometer weiter. Ich beschloss also, das Zelt und mein Gepäck, bis auf die Regensachen und Proviant, dort stehen zulassen und früh am Morgen mit leichtem Rad zu meiner Ausstiegstelle zurückzufahren und der Route bis zum Zeltplatz zu folgen. Dass war nicht ganz risikofrei, denn zweihundert Kilometer mit großen Offroadanteilen bin ich noch nie mit dem MTB gefahren. Wie sich zeigte, musste ich durch die halbe Nacht die anspruchsvollen Wege in der Endmoränen bei Bad Freienwalde und in der Märkischen Schweiz fahren, um irgendwann nach 2:00 Uhr zurück zu sein. Mein Licht hat gerade gereicht – auch ein Risikofaktor. Kurz vor Bad Freienwalde hatte ich mich noch verfahren. Andererseits gab es auf der Tour so viele umgestürzte Bäume, dass ich hätte mehrfach des Rad abpacken müssen, um darüberhinweg und darunterdurch zu kommen. Auch auf dem Coriner Kopfsteinpflaster erwies es sich als gute Entscheidung, ohne Gepäck zu fahren. Es war anstrengend und, was die Länge der Etappe im Vergleich zu den anderen Tagen betrifft, völlig unausgewogen. Aber anders hätte ich den OMBU nicht gemeistert.
MULTISPORT-LOS: Nic Rohmann, Erfinder und Ansprechparter für den OMBU, hat während der Tour immer Kontakt gehalten. Bei Fragen konnte ich ihn anrufen. Und er hat sich sehr für Rückmeldungen zur Tour interessiert. So hat er bereits jetzt die Strecken an den schlimmsten Baumbruchstellen angepasst, bis sie wieder befahrbar sind. Ich habe mich immer angefeuert und beraten gefühlt. Danke.





